Noxon iRadio – es wäre so schön gewesen!
In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, das Internetradio Noxon iRadio von Terratec auszuprobieren. Voller Spannung packte ich das Ding aus und war schon mal spontan von seiner äußeren Erscheinung begeistert. Eine hübscher Kasten in Silber-Weiß mit eingebautem Lautsprecher, fünf Stationstasten und ein paar Navigationstasten wie man sie vom Tapedeck kennt und einer Kopfhörerbuchse auf der Vorderseite. Hinten befindet sich dann das Gewinde für die WLAN-Antenne, die Line-Out-Buchsen, eine Ethernet-Schnittstelle, der Hauptschalter und der Eingang für das Netzgerät.
Der einfachste Zweck des iRadios ist es, mit wenig Aufwand viele Internetradiosender schnell verfügbar zu haben, ohne erst umständliche Adressen in den Browser einzugeben. Das ermöglicht jedem, seinen New Yorker Lieblingssender zu hören und exotische Sender, die es nur auf Mittel- oder Kurzwelle gibt (wie zum Beispiel den Evangeliumsrundfunk) kristallklar zu empfangen.
Mit neueren Firmware-Versionen (also der Software, die im Gerät gespeichert ist) ist es auch möglich, Podcasts zu hören. Das sind radioähnliche Einzelbeiträge, die viele Einzelpersonen, Radios oder Vereine und Unternehmen im Internet veröffentlichen. Wer Musikdateien auf dem eigenen Rechner hören will, kann dies mithilfe einer mitgelieferten Serversoftware tun, die auf dem PC installiert wird. Ist der PC in Betrieb, wird er anschließend vom iRadio erkannt und im Auswahlmenü angezeigt.
Wer schon mal dafür gesorgt hat, dass sein Notebook sich in ein WLAN-Netz einbucht, kommt auch hier damit zurecht, die Konfiguration vorzunehmen, zumal das Gerät gleich nach dem Anschalten in den Konfigurationsdialog geht. Dabei ist dann festzulegen, welches der erreichbaren WLAN-Netze angesteuert werden soll und – falls notwendig – welcher Schlüssel für ein verschlüsseltes Netz benötigt wird. Im Anschluss legt man fest, ob man dem Gerät eine statische IP-Adresse zuweist oder den DHCP-Server benutzen will, legt ggf. den Gateway.
Auch die Bedienung ist grundsätzlich kein Problem: Hat das Gerät Verbindung mit dem Internet, kann man im Auswahlmenü auf “Internetradios” gehen, wählt ein Land oder eine Musikrichtung aus (das ist etwas irreführend, denn es sind ja auch wortlastige Sender dabei) und kann dann in der Liste der Sender einen aussuchen, und in wenigen Sekunden ist der Verbindung hergestellt. Beim ersten Mal muss natürlich vor der Auswahl die Internetradiodatenbank heruntergeladen werden, anschließend stehen Tausende Radiosender zur Verfügung.
Der Sound ist für die kleine Kiste richtig gut. Wem das noch nicht reicht, der kann über eine Line-Out-Buchse auch Aktivlautsprecher oder die eigene Stereoanlage anschließen.
Wer gerne immer wieder die gleichen Sender hört, kann die fünf (auf der Fernbedienung neun) Stationstasten am Gerät damit belegen. Dazu reicht ein Knopfdruck auf der Fernbedienung, die zum Lieferumfang gehört.
Soweit zu den positiven Fakten. Denn einen entscheidenden Nachteil hat das Gerät: Es neigt v.a. im WLAN-Betrieb zu Komplettabstürzen bzw. Reboots (Neustarts) und ist insofern eine einzige Katastrophe. Manchmal stürzt das Gerät bereits wenigen Minuten ab, das Display erlischt, und nach wenigen Sekunden startet das Gerät wieder. Ist es auf automatische IP eingestellt, bleibt es in der Regel bei der Anzeige “Netzwerkadresse wird zugewiesen” hängen, bei fester IP geht es in der Regel auf das Auswahlmenü zurück. Manchmal läuft das Gerät auch mal zwei Stunden stabil, meist aber kommen die Abstütze früher.
Der Service von Terratec ist allerdings keine große Hilfe: Beim ersten Mal wurde das als Fehler (nicht als Fehlbedienung erkannt) und darum gebeten, das Gerät einzuschicken, damit es ausgetauscht wird. Nachdem ich kostenpflichtig das komplette Gerät einschickte, kam nur das Radio (ohne Unterlagen, Software-CDs, Verpackung, Netzteil oder Antenne) lausig verpackt zurück, und das Zubehör wurde mir erst nach einem Anruf nachgeschickt. Erst dann war ein Funktionstest möglich, und – wie ich fast erwartete – das Gerät war vermutlich das selbe wie vorher.
Als ich wieder die Hotline anrief, meinte der Mitarbeiter, es könne eigentlich nicht sein, dass das selbe Gerät zurückgeschickt werde. Diesmal bat ich um eine kostenlose Rücksendung, die mir auch gewährt wurde, und knapp zwei Wochen später traf ein nagelneues Gerät ein: Auspacken, anschließen, konfigurieren, starten – das gleiche Ergebnis: Das Gerät stürzt immer wieder ab. Erste Recherchen im Internet zeigen, das Problem kommt ab und zu vor, ist aber ab und an mit einem Austauschgerät behoben (s. Hifi-Forum).
Schließlich versuchte ich es über die Presseabteilung, Oft stößt man hier auf zuvorkommende Mitarbeiter, die wissen, dass der Ruf ihrer Produkte auf dem Spiel steht. Der Mitarbeiter sorgte unkompliziert für ein weiteres Austauschgerät, das aber wieder die üblichen Abstürze aufwies.
Mit der Vermutung, dass die Abstürze vielleicht durch eine untypische Netzwerkkonfiguration bei mir (DSL über eine FritzBox ohne WLAN, dahinter ein Siemens-WLAN-Router) bedingt sein könnten, hängte ich das iRadio per Strippe an die FritzBox, an der das Radio endlich 5 Stunden stabil lief. Bei einem weiteren Test am späteren Einsatzort mit einem Speedport-WLAN-Router (auch eine Art FritzBox, nur eben von der Telekom) stürzte das iRadio über WLAN allerdings genauso häufig ab, nur mit Kabel lief es etwas stabiler. Nach drei erfolglosen Austauschmanövern werde ich den Kauf also rückgängig machen. Wirklich schade!
[Update] 23. 1. 2008
Nachdem das Gerät nun bei Helmut und Else leidlich zuverlässig läuft, ist die Rückgabe des Noxon iRadio wohl gegessen. Das Gerät stürzt zwar immer noch manchmal ab, aber es scheint für sie noch oberhalb der Toleranzgrenze zu liegen. Aber mir würde ich ein solches Gerät sicher nicht anschaffen, dazu waren es einfach zuviele Abstürze ohne brauchbare Problemlösung. Die Hotline war zwar willig, aber offenbar machtlos.
[Update] 29. 5. 2009
So, nachdem das Gerät nun längere Zeit bei meinen Schwiegereltern gelaufen ist und immer wieder Neustarts produziert hat, haben wir es nochmal mitgenommen, damit ich mich nochmal an Terratec wende. Die haben nach wie vor zugestimmt, dass das nicht vorkommen darf, haben mich das Gerät (unfrei) einschicken lassen und es nach mehr als einer Woche angeblich repariert (statt ausgestauscht) zurückgeschickt. Was sich dabei geändert hat: Seitdem gibt es keine Reboots mehr, dafür unterbricht der Internetradiostream (z.B. SWR1, 192 Kb/s) bereits nach weniger als einer Minute mit entsprechend leerer Pufferanzeige.
Manchmal setzt sich der Stream wieder fort, wenn der Puffer wieder voll ist, manchmal reißt er nach längerer Leerzeit ganz ab, und das Gerät wechselt ins Hauptmenü. Nach diesen Erfahrungen haben wir uns entschlossen, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Der Händler hat es nach anfänglichem Sträuben und einigen Verhandlungen wieder zurückgenommen. Stattdessen kaufen wir jetzt eine Logitech Squeezebox Boom. Ein Exemplar davon macht bereits seit ein paar Wochen problemlos in unserer Küche zuverlässig Musik. Die Squeezebox ist zwar etwas teurer, aber den Aufpreis ist sie wert.
[Update] 21. 6. 2021
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir letzten Endes mit den Internetradios verfahren sind. Tatsache ist, dass das Noxon bei den Schwiegereltern letztlich doch über Jahre relativ klaglos gelaufen ist und nur ab und zu durch geänderte Internetradio-Links manchmal nicht mehr auf die Wunschsender zugreifen konnte und so zu mehrwöchigen Ausfällen führte, weil sie warten mussten, bis ich dies wieder bei einem Besuch ändern konnte. Seit der Schwiegervater in den letzten Jahren ein DAB-Radio bekam, stand das Noxon herum, bis wir es vor vielleicht einem Jahr zu uns nahmen, wo es mittlerweile ebenso zuverlässig seinen Dienst versieht, während der Lautsprecher der oben erwähnten Logitech Squeezebox Boom zwar ebenso noch funktioniert, aber je nach Lautstärke oder Art der Musik etwas scheppert, also leichte Schäden aufweist.
Grundsätzlich muss ich zwischenzeitlich sagen: Beide Internetradios haben ihre Stärken und Schwächen, können aber über längere Strecken relativ zuverlässig sein. Für Menschen, die jedoch die Einstellung der Geräte mangels Internetkenntnissen nicht überarbeiten können, ist nach der momentanen Entwicklung ein DAB-Radio die deutlich bessere Wahl. Man kann zwar nicht groß konfigurieren, muss es aber auch nicht. Im Grunde muss man nur einstöpseln und starten.