Tour de France – Dopingschau der Pharmas?
Als ich vor Wochen in das Wartezimmer meines Arztes kam, entdeckte ich dort ein gerahmtes Poster mit Autogramm von Jan Ullrich. Ich war schon drauf und dran, ihn zu fragen, ob Ärzte das jetzt als Werbegeschenk von den Pharmareferenten bekommen.
Was man zurzeit von der Tour de France hört, ist auch nicht viel besser. Was haben die Radsport-Teams in den letzten Wochen vor der Tour nicht an Besserung gelobt, und einer outete sich nach dem anderen als ehemaliger Doper.
Warum sollte man mit dem ganzen Geheul um das Doping nicht Schluss machen? Die westlichen Länder, die bisher die erfolgreichen Teilnehmer der Tour de France und anderer Radrundfahrten stellen, haben eine leistungsfähige Pharmaindustrie und Medizin, und die sollten sie dem staunenden Publikum auch zeigen. Das geht auf solchen Radrundfahrten doch viel besser und emotionaler als auf trockenen Kongressen! Was machen Sponsoren wie T‑Mobile, Gerolsteiner (Mineralwasser) oder Rabobank (Finanzen) auf einer solchen Veranstaltung? Könnten dort nicht Aventis, Novartis, und wie sie alle heißen, viel wirkungsvoller auftreten?
Die Tatsache, dass jetzt während der Tour reihenweise Teilnehmer wegen Dopings auffallen, zeigt doch, dass der Hochleistungsradsport nicht lernwillig oder lernfähig ist. Da könnte man also doch gleich in die Offensive gehen und sagen: Ich dope, und das ist gut so. Könnte man, oder doch nicht?
In der Tat könnte man, wenn es da nicht doch eine gewisse Verantwortung gegenüber den Sportlern gäbe. Sowohl den Dopenden als auch den Sauberen gegenüber, die wirklich aus Sportsgeist fahren. Den Dopenden gegenüber, weil sie auch nur Menschen sind, ziemlich Dumme zwar, sonst würden sie es nicht tun, aber immerhin. Den Nicht-Dopenden gegenüber, weil auch sie Anspruch auf einen – auf allen Ebenen – sauberen Sport haben und gar nicht in eine Maschinerie der künstlichen Leistungssteigerung kommen sollen, der sie sich aus Leistungs- und Erwartungsdruck kaum entziehen können.