5. Tag: Wandern von Monterosso nach Vernazza
8.30 Uhr, der Himmel über den Cinque Terre ist fast wolkenlos und etwas diesig, nur über den Bergen hängen noch niedrige Wolken. So ganz weiß man nicht, wie es sich entwickelt. Wir sind optimistisch und beschließen zu wandern. Wo, das ist noch nicht klar. Wir gehen zum Bahnhof und kaufen Karten nach Montorosso, um dort weiterzusehen. Alle Strecken sind begehbar, und wir beschließen in Monterosso, nach Vernazza zu wandern mit der Option, bis Corniglia weiterzuwandern, wenn wir noch fit genug sind.
Der Aufstieg über den schmalen Treppenweg und noch schmalere Pfade ist heftig, und es gibt reichlich Gegenverkehr. Dennoch: die meisten Wanderer sind sehr freundlich und zuvorkommend und grüßen und/oder lassen passieren. Und roter Mohn, gelber Ginster und vielen andere blühende Pflanzen bis hin zu den riesigen Agavenblüten entschädigen für den Schweiß.
Nicht zu vergessen die Aussichten hinunter nach Monterosso, auf die Meeresbrandung unten an den Felsen und auf die hier typischen Terrassenfeldern mit den hier typischen „muretti a secco“, den für die Cinque Terre typischen Trockenmauern, die gehegt und gepflegt werden wollen, da sie sonst einstürzen und der Bodenerosion in dieser Kulturlandschaft Tür und Tor öffnen. Nach dem heftigen Aufstieg geht es einige Zeit leicht auf und ab, bis nach knapp zwei Stunden Vernazza immer deutlicher wird. Ein kleiner Rastplatz lädt zwar zum Verweilen ein, aber er ist in der prallen Sonne, sodass wir lieber weitergehen.
Spätestens beim Abstieg nach Vernazza nimmt der Anteil der sicht- und hörbaren Amerikaner deutlich zu. Der Blick auf die malerische Stadt ist einfach traumhaft, und auch im Städtchen gibt es immer wieder Nettes zu sehen: von Katzen, die sich gemütlich in einer Ecke räkeln, über eine Frau, die die Wäsche vors Fenster hängt bis hin zu den älteren Männern, die unter dem Schild des Partito Democratico sitzen und palavern.
Nein, so überlaufen wie die Stadt von Touristen ist, sie hat schon auch ihr Eigenleben. Zwischendurch genießen wir noch ein leckeres Eis (die erste Eisdiele auf der rechten Seite der Hauptgasse vom Berg her gesehen macht ein hervorragendes Cioccolata-Peperoncino, intensiv schokoladig und gleichzeitig scharf!) und einen sehr guten Cappuccino in der Eisdiele/Pasticceria “Da Stalín”.
Gegen halb sieben treten wir den Rückweg an, besorgen in Moneglia ein paar Zutaten zum Grillen und schreiben nach dem Essen noch Postkarten.