Die Schule des Lesens
Einen bibliophilen Leckerbissen habe ich zum Geburtstag bekommen: „Die Schule des Lesens“ heißt das Werk. Herausgegeben wurde es von der „Collection Büchergilde“, einem Ableger der Büchergilde Gutenberg und der Stiftung Lesen, verkauft wird es aber auch unter anderem in den Geschäften der Geschenkladenkette Bellobene.
Bereits der Verlag ist schon ein Hinweis darauf, dass man Qualität erwarten darf, hat doch die Büchergilde schon etliche Preise für die sorgfältige Herstellung und die gelungene Gestaltung ihrer Buchausgaben errungen. Hier handelt es sich allerdings weniger um ein Buch im klassischen Sinne: Den Leser erwartet mit der “Schule des Lesens” eine Mappe (die Herausgeber nennen sie „Kladde“) mit Texten von 34 Schriftstellern, Verlegern und anderen Künstlern zu ihren prägenden Leseerfahrungen auf knapp 50 Einzelblättern.
Zu den Autoren gehören Schriftsteller wie Günter Grass, Bodo Kirchhoff oder Martin Suter. Vertreten sind auch beispielsweise die Illustratorin Rotraud Susanne Berner und die Filmemacherin Doris Dörrie ebenso wie Hans-Joachim Gelberg, Begründer des Beltz & Gelberg-Kinder- und Jugendbuchprogramms sowie Manfred Metzner vom Heidelberger Verlag „Das Wunderhorn“.
Sie alle haben teils amüsante, teils spannende, aber immer interessante Geschichten darüber zu erzählen, welche Leseerfahrungen sie geprägt haben. Das fängt bei einfachen Weinetiketten an und erstreckt sich von typischen Werke der Kindheit und Jugend wie Karl Mays „Winnetou“, der Bibel und Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist“bis hin zu Hermann Hesses „Eine Stunde hinter Mitternacht“ oder Thomas Manns Klassiker „Die Buddenbrooks“ und „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Spannend sind auch einige weniger bekannte Titel wie Robert Burntons „The Anatomy of Melancholy“ oder „Die Zimtläden“ von Bruno Schulz.
Amüsant ist in jedem Falle, wie der junge türkischstämmige Autor Selim Özdogan beschreibt, dass ein Satz auf dem Weinetikett eines von ihm gekauften Weins aus dem Supermarkt ihn lehrte, den Sätzen, die er häufig eher nebenbei liest, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Besondere Freude hat mir gemacht, dass jedes Blatt separat und mit Blick auf die jeweilige Geschichte mit unterschiedlicher Typografie und speziellem Layout gesetzt worden ist, teilweise auch mit Illustrationen versehen.
Doch nicht nur dies: Für Menschen, die sich nicht nur mit dem Inhalt des Gelesenen beschäftigen, sondern auch Freude an Typografie haben, ist eine eigene Übersicht über die jeweils verwendeten Schrifttypen von der American Typewriter (Veit Heinichen) über Futura (Tucholsky) und Meta Plus (Judith Kuckart) bis Vergil (Alberto Dines) reichen oder von Bodoni bis Trajan.
Eher zur eigenen Selbsterkenntnis ist auch ein Fragebogen beigefügt, in dem man sich nach dem persönlichen Lieblingsbuch oder Lieblingsautoren befragen kann, wie man dazu kam, welchem Schriftsteller man schon selbst begegnet ist oder was Literatur bewirken kann.
Wer also aus Vergnügen liest und gerne erfährt, was andere beim Lesen bewegt hat und sich an der Präsentation des Lesestoffs erfreut, für den ist diese Mappe ein hervorragendes Geschenk und mit 19,95 Euro überdies nicht einmal teuer.
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