Neustart mit VKL: Vorbereitungsklassen
Nach vier Jahren als Waldorflehrer (in denen ich hier viel zu wenig geschrieben habe), habe ich jetzt einen Neustart als VKL-Lehrer gewagt. Also als Lehrer in sogenannten Vorbereitungsklassen (anderswo Willkommensklassen genannt), also quasi Sprachförderungsgruppen für Flüchtlingskinder und andere Schüler mit Migrationshintergrund und geringen Deutschkenntnissen an Regelschulen, in meinem Fall einer Grund- und Werkrealschule in Baden-Württemberg.
Im Dezember habe ich angefangen und zunächst reguläre Gruppen kennengelernt, wie sie an meiner Schule üblich sind. Dort wird grundsätzlich das Konzept verfolgt, die Schüler in die normalen, altersgemäßen Klassen zu integrieren und sie zeitweise aus dem regulären Unterricht in die VKL-Gruppen zu holen. Davon gibt es an meiner Schule welche für das erste Jahr und für das zweite Jahr.
Derzeit aber haben wir eine Gruppe von 15 Kindern, die wegen der Auflösung ihrer Flüchtlingsunterkunft bereits Ende Januar voraussichtlich zum größten Teil die Schule wieder verlassen werden. Sie werden auf andere Unterkünfte vor Ort verteilt und dann den jeweils nächstliegenden Schulen zugeteilt. Eine unbefriedigende Grundsituation, da die Kinder aus der gerade aufgebauten Beziehung zu ihren Lehrern und den anderen Flüchtlingskindern herausgerissen werden und wieder neue Beziehungen aufbauen müssen. Und die Lehrer an anderen Schulen müssen von vorne anfangen und schauen, was die Kinder bereits können.
Dennoch: Die Arbeit mit den Kindern macht großen Spaß. Sie sind sehr motiviert, gehen lieber zur Schule als in ihre Unterkünfte zurück, reagieren größtenteils sehr positiv und direkt auf alles, was sie lernen. Bisherige mögliche Traumatisierungen bekommen wir bisher kaum zu spüren, sodass sich eine gute Lernatmosphäre ergibt.
Spannend ist an der momentanen Gruppe, dass es Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren sind, die zusammen in einer Gruppe sind, darunter auch Geschwister. Inhaltlich ist die Altersdifferenz bisher kaum ein Problem. Allerdings sind wir mit zwei bis drei Lehrern bzw. pädagogischen Assistentinnen dabei und können so die Gruppen zeitweilig unterteilen. So konnten wir, nachdem wir festgestellt haben, welche Schüler mit der lateinischen Schrift überhaupt schon vertraut sind, mit der Alphabetisierung der einen und der Wortschatzarbeit der anderen anfangen.
Der Abschied in vermutlich nur noch wenigen Tagen wird uns schwerfallen.