Neckartal per Fahrrad – und Autos ohne Ende
Wow – die zweite Tour in diesem Jahr: Mit dem Fahrrad sind wir heute Nachmittag das Neckartal entlang nach Neckarsteinach rausgefahren. Mir war schon klar, dass die Strecke angesichts der vielen Autos nicht unbedingt das Nonplusultra war, doch landschaftlich ist es einfach schöner, als in oder an der Rheinebene entlang zu fahren. Aber ich habe wirklich das Gefühl, das der Autoverkehr seit meiner letzten Tour ins Neckartal, die schon einige Jahre zurückliegt, weiter zugenommen hat. Radwegetechnisch stagniert Heidelberg ohnehin seit etlichen Jahren. Hier und da sind im Neckartal mal einige schmale Radwege (die vom ADFC bekämpften Bordsteinradwege) vorhanden, an einigen Stellen sogar mit der praktischen Möglichkeit, sich zu begegnen.
Nachdem ich dort, wo es schon für mich als Normalradler sehr schmal wurde, auf die Straße gewechselt war, traute ich meinen Augen kaum: Auf dem Radweg kam in entgegengesetzter Richtung ein wohlmeinender Familienvater mitsamt dem schmalen Chariot-Kinderanhänger (! Es gibt auch noch eine normal breite Version) den Rad- und Gehweg entlang! Nicht genug, dass zur Straße hin klobige Begrenzungssteine stehen, sind auf der Flussseite zusätzlich Bäume, die den Weg verengen.
Ob besagter Familienvater daran dachte, mit Anhänger unterwegs zu sein oder nicht: Mit seinem linken Rad schrammte er so am Baum vorbei, dass der Anhänger einen kräftigen Schlag nach rechts bekam, weil das linke Rad von der Baumwurzel angehoben wurde. Als Kind hätte ich jetzt wahrscheinlich durch den Schreck heftigst angefangen zu schreien …
Jetzt wird mancher sagen: Aber laut StVO ist so ein Radweg doch gar nicht benutzungspflichtig! Ich sag’s mit Goethes Faust: “Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens güldner Baum”. An diesen Stellen hat sich selbst der Heidelberger ADFC schon die Zähne ausgebissen … Das Neckartal ist hier so eng, dass, wenn man hier vernünftige Verhältnisse zum Radfahren schaffen wollte, man entweder den Autoverkehr auf eine einzige Spur verengen, die Straße untertunneln, Vorgärten wegreißen oder die Straße auf den Neckar hinausragend erweitern müsste. Irgendeinen Volkszorn würde man also in jedem Fall hervorrufen.
Als Radler an der Basis bleibt einem also fast nur die Möglichkeit, das Fahrrad mit in den Zug zu nehmen und rauszufahren oder es – sinnigerweise – aufs Autodach zu schnallen und sich in die Autokolonnen zu drücken, frei nach dem Motto: Stau mal wieder!