Qua­dro Nue­vo – tan­go bit­ter sweet

Mit Qua­dro Nue­vo konn­te ich am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de in Altrip einen beson­de­ren Ohren­schmaus genie­ßen: Das Kul­tur­fo­rum
Altrip
hat­te das Quar­tett „Qua­dro Nue­vo“ ein­ge­la­den, und der Saal im Regi­no-Zen­trum am Lud­wigs­platz war fast aus­ver­kauft, auch wenn es offen­bar kaum Altri­per unter den Besu­chern gab. Unter dem Titel „Tan­go bit­ter sweet“ prä­sen­tier­ten die unglaub­lich viel­sei­ti­gen Musi­ker Tan­gos und Anver­wand­tes (nicht nur) mit ihrer Stan­dard­be­set­zung aus Gitar­re, Akkor­de­on, Kla­ri­net­te und Kon­tra­bass. Es war ein fan­tas­ti­scher Mix aus west­li­chen und ori­en­ta­li­schen Ein­flüs­sen vol­ler Sehn­sucht und Leidenschaft.

„Tan­go bit­ter süß“ – bes­ser könn­te der Titel den Gegen­satz aus Lie­bes­schmerz und Lei­den­schaft, Ori­ent und Okzi­dent, Nost­al­gie und neu­er Welt­mu­sik kaum beschrei­ben, wie ihn „Qua­dro Nue­vo“ zum Aus­druck bringt. Und das Gan­ze kom­bi­niert das Quar­tett mit Spiel­freu­de und Vir­tuo­si­tät. Die Viel­falt der Instru­men­te (gan­ze 27 zählt die infor­ma­ti­ve Web­site www.quadronuevo.de auf und zeigt sie mit Klang­bei­spie­len), die die Musi­ker beherr­schen, ist erstaun­lich, und eben­so ver­blüf­fend ist es, was bei­spiels­wei­se Mulo Fran­cel aus sei­ner Con­tra-Bass-Kla­ri­net­te her­aus­holt. Stre­cken­wei­se meint man, ein Did­ge­ri­doo zu hören, so zau­bert er die Ober­tö­ne aus dem alten Instru­ment hervor.

Erst­klas­sig ist auch Gitar­rist Robert Wolf, der in der Ver­gan­gen­heit u.a. mit Paco de Lucia auf Tour war. Und wenn er die Bouz­ou­ki statt der Gitar­re nimmt, könn­te man glau­ben, er sei im Ori­ent auf­ge­wach­sen. Apro­pos Ori­ent: Nicht nur Titel der CD „Tan­go bit­ter sweet“ war im Pro­gramm, son­dern auch ein Titel von der neu­en CD „Antak­ya”. In Antak­ya, dem anti­ken Antio­chia, hat „Qua­dro Nue­vo“ Musik zum Film „Zwei hal­be Leben sind kein Gan­zes“ kom­po­niert und aufgenommen.

D. D. Low­ka zupft nicht nur her­vor­ra­gend den Kon­tra­bass, son­dern streicht und klopft und trom­melt auf ihm her­um, dass es eine wah­re Freu­de ist. Nicht dass es ihm an Per­cus­sion-Instru­men­ten man­geln wür­de: Ob Bon­go, Tab­la oder Vibra­phon, alles ist drin.

Unent­behr­lich beim Tan­go ist das Akkor­de­on (oder noch bes­ser das Ban­do­ne­on). Andre­as Hin­ter­se­her, der eher aus der Tra­di­ti­on des Muset­te-Wal­zers kommt, bringt mit sei­nen Instru­men­ten die Sehn­sucht des Tan­gos meis­ter­haft zum Aus­druck. Noch nie gehört hat­te ich bis­her ein Vibran­do­ne­on, das wie eine Melo­di­ka gebla­sen wird, aber aus Holz gefer­tigt ist und Stimm­zun­gen wie in einer Mund­har­mo­ni­ka ent­hält. Zart gespielt, klingt es beson­ders wehmütig.

Die Stü­cke rei­chen von völ­lig neu­en, über­ra­schen­den Arran­ge­ments bekann­ter euro­päi­scher Chan­sons wie Dali­das „Paro­les, Paro­les“ oder (die lang­sa­me, lei­se, ganz abseits der Mikro­fo­ne gespiel­te Über­ra­schung des Abends) Hil­de­gard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen reg­nen“ bis hin zu tur­bu­len­ten Klas­si­kern wie Khatcha­tu­ri­ans Säbel­tanz, Eigen­kom­po­si­tio­nen und Improvisationen.

Wer die Gele­gen­heit hat, soll­te sich einen Auf­tritt von „Qua­dro Nue­vo“ nicht ent­ge­hen las­sen: Zu sehen und hören sind sie bis zum Win­ter noch in ver­schie­dens­ten Orten zwi­schen dem Schwar­zen Meer, Mühl­dorf am Inn und Ikaa­li­nen in Finnland.

Der Besuch der sehr infor­ma­ti­ven Web­site www.quadronuevo.de lohnt sich ebenfalls.